Bluthochdruck, die sogenannte arterielle Hypertonie, zählt zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren, wenn es um die Entstehung von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder anderen Herzkreislauferkrankungen geht. Um Folgeerkrankungen bedingt durch einen Hypertonus zu vermeiden, gelten Richtwerte, ab denen ein zu hoher Blutdruck durch Lebensstiländerungen oder medikamentös behandelt werden muss.
Über 100 Mio. Amerikaner leiden nun an Bluthochdruck
Noch letzte Woche galten ebenso wie in Deutschland auch in den USA als Grenzwerte für einen Bluthochdruck Werte ab 140/90 mmHg als behandlungsbedürftig. Am Montag nun veröffentlichten die Fachgesellschaften der American College of Cardiology und der American Heart Association ihre neuen Leitlinien zur Behandlung des Hypertonus. Demnach gilt ab sofort jeder mit einem Blutdruck ab 130/80 mmHg als Bluthochdruckpatient. Quasi über Nacht ist so die Zahl der Hypertoniker in den USA um über 30 Mio. auf über 100 Mio. Patienten mit einem behandlungsbedürftigen arteriellen Hypertonus angestiegen. Dies entspricht fast der Hälfte der amerikanischen Bevölkerung (46 %).
Grundlage für die Anpassung der Richtwerte sind Studien, die belegen, dass selbst eine geringe Erhöhung der Blutdruckwerte über den Normalwert von 120/80 mmHg mit Gesundheitsschäden einhergehen kann.
Anpassung der Blutdruckwerte auch in Deutschland?
Noch gelten in Deutschland Werte unter 120/80 mmHg als optimal. Mit 130-139/85-89 mmHg liegt der Wert im hochnormalen Bereich und ab 140/90 mmHg spricht man von einer Hypertonie. Aber auch in Deutschland wird seit einiger Zeit die Möglichkeit diskutiert, die Richtwerte für einen Hypertonus zu senken. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts leidet auch in Deutschland jeder dritte Erwachsene an einer arteriellen Hypertonie.
Neben positiven Auswirkungen wie der Vermeidung von Spätkomplikationen sehen Experten aber auch Risiken bei der Senkung der Blutdruckwerte. Steht die Diagnose Hypertonus, muss dieser nämlich in den meisten Fällen auch behandelt werden. Wesentlich mehr Menschen müssten so Medikamente nehmen oder eine Dosisanpassung erhalten.
Die deutsche Hochdruckliga und die europäischen Hochdruckfachgesellschaften werden hierzu in naher Zukunft eine entsprechende Empfehlung auch in Deutschland herausgeben. Ob Zielwerte wie sie in den USA gelten oder eine moderatere Senkung auf 135/85 mmHg angestrebt wird, steht dabei noch nicht fest.